Uruguay

Kleines Land, ambitionierte Klimaziele

Trotz seines vergleichsweise geringen Beitrags zu den globalen Emissionen hat sich Uruguay ehrgeizige Ziele gesetzt, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Zu diesem Zweck hat das Land institutionelle Strukturen geschaffen, insbesondere mit der Einrichtung des Nationalen Systems zur Bekämpfung des Klimawandels im Jahr 2009, das eine Vielzahl von Ministerien und Ämtern umfasst. Es dient als Koordinationsplattform für Klimaschutzstrategien und -massnahmen und integriert das Thema Klimawandel direkt in die politischen Prozesse. Dabei werden Emissionsreduktionen und Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gleichermassen berücksichtigt.

Auch die verschiedenen Instrumente im Zusammenhang mit dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen sowie dem Übereinkommen von Paris werden über das System koordiniert. Unter der Leitung des Ministeriums für Wohnungswesen, Raumordnung und Umwelt, aus dem 2020 das Umweltministerium hervorging, wurde 2010 eine Nationale Klimaschutzrichtlinie ausgearbeitet – ein Meilenstein mit strategischen Leitlinien.

Bei der Definition seines NDC hat sich Uruguay dazu entschieden, nahezu alle Sektoren einzubeziehen. Der erste Beitrag, der 2017 eingereicht wurde, deckte 98 Prozent des nationalen Treibhausgasinventars ab. Eine wegweisende Klimaschutzmassnahme, die zwischen 2005 und 2010 an Dynamik gewann, war der Beginn der ersten Energiewende, die nicht-traditionelle erneuerbare Energiequellen in die Energiematrix einbezog, insbesondere die Stromerzeugung im Rahmen der nationalen Energiepolitik 2005 bis 2030. Dabei setzte das Land vor allem auf Windenergie. Bereits 2015 konnte ein Grossteil der neuen Windparks in Betrieb genommen werden. Heute entfallen 98 Prozent der Stromproduktion auf erneuerbare Energien (Wind, Wasserkraft, Biomasse, Sonne). Damit wurde eine sichere Basis geschaffen, um die in der Klimastrategie verankerte Elektromobilität voranzutreiben.

Gleichzeitig wurden Massnahmen zur Energieeffizienz forciert. Das Ministerium für Industrie, Energie und Bergbau hat verschiedene Instrumente und Anreize für den Privatsektor geschaffen, um im Rahmen des Nationalen Energieeffizienzplans Massnahmen zur Energieeffizienz einzuführen, von denen alle Beteiligten profitieren und die sich in den letzten zehn Jahren als sehr erfolgreich erwiesen haben. Dieser Plan, der vor rund zehn Jahren eingeführt wurde und derzeit überarbeitet wird, soll diese Strategie weiter stärken.

«Grundsätzlich gibt Artikel 6.2 des Pariser Übereinkommens unserem privaten Sektor die Möglichkeit, sich direkt an Minderungsmassnahmen zu beteiligen. Seitens der Regierung haben wir die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass diese Massnahmen auch umgesetzt werden können.»

Paola Visca, Technische Beraterin für den Klimawandel

«Eine vor etwa zwei Jahren ausgegebene nachhaltigkeitsgebundene Anleihe unterstützt Uruguays Bemühungen um Klimaschutz und Bewusstseinsbildung. Sie funktioniert wie eine Staatsanleihe, wobei die Verzinsung allerdings an zwei der NDC-Indikatoren gekoppelt ist, sodass das Erreichen des NDC nicht nur ökologische, sondern auch finanzielle Konsequenzen hat. Viele Akteure, vor allem Investoren, die zuvor wenig über Nachhaltigkeit wussten, verstehen nun besser, wie man den Finanz- und den Privatsektor mit einer kohlenstoffarmen und resilienten Entwicklung verknüpfen und Portfolios so gestalten kann, dass sie sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch rentabel sind.»

Mariana Kasprzyk, Technische Beraterin für den Klimawandel

Während Uruguay in seinem vorherigen NDC eine massive Steigerung der Energieeffizienz bis 2030 anstrebte, konzentriert sich der dritte NDC (2035) auf die Herausforderungen der Dekarbonisierung in Bereichen, in denen es derzeit keine offensichtlichen Alternativen zu fossilen Brennstoffen gibt bzw. in denen Massnahmen zur Emissionsminderung relativ teuer und schwieriger umzusetzen sind. Ziel ist es, einen bestmöglichen und gerechten Übergang zu grünen Energieträgern zu gewährleisten.

Neben dem Energiesektor ist die Landwirtschaft für einen Grossteil der Emissionen verantwortlich. Mariana Kasprzyk hebt die Herausforderungen in der Rindfleischproduktion hervor, in der der Anteil an Methan und Distickstoffoxid-Emissionen besonders hoch ist. Um diesen wichtigen Wirtschaftszweig, der Arbeitsplätze und Deviseneinnahmen generiert, so nachhaltig und effizient wie möglich zu gestalten, wurde durch Klimaschutzmassnahmen und durch Massnahmen zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit bereits viel erreicht. Die Emissionsintensität in der Viehzucht und Aufzucht wurde unter anderem durch die Förderung von Technologien für das Futtermanagement auf Grundlage einer natürlichen Grünlandfütterung und durch Massnahmen im Bereich der Tierhaltung verringert. Die Biodiversität wie auch die Wasserqualität wurden verbessert, da es gilt, ein möglichst gesundes und nachhaltiges Ökosystem zu errichten. Moderne Technologien sind hier jedoch nicht in dem Umfang verfügbar wie im Energiesektor. Hinzu kommt, dass der Druck auf die Landnutzung in den letzten 20 Jahren stark zugenommen hat und die Viehzucht aufgrund der gestiegenen Nachfrage intensiviert wurde.

Uruguays A6.2-Strategie

Uruguay ist bestrebt, seine ambitionierten Klimaziele durch die Umsetzung von A6.2-Aktivitäten zu erhöhen. Das Land sieht A6.2 als Chance für den Privatsektor, sich direkt an Klimaschutzmassnahmen zu beteiligen. Die politische Stabilität und die Kontinuität Uruguays in der Klimapolitik bieten tragfähige Rahmenbedingungen und ermöglichen langfristige Investitionen in den Bereichen Energie, Landwirtschaft und Industrie. Das Klimaabkommen und die Zusammenarbeit mit der Schweiz fördern die Entwicklung der A6.2-Aktivitäten.

Uruguay identifiziert und evaluiert derzeit Aktivitäten in Bezug auf A6.2 für die Kreditperiode bis 2030. Die Regierung hat ihre grundsätzliche Unterstützung von Aktivitäten zur Nutzung der LC3-Technologie in der Zementindustrie und zur Implementierung von Elektromobilität bekräftigt. Diese Aktivitäten werden von der Stiftung KliK unterstützt.