Elektrobusse für den Klimaschutz in Thailand

Vom Pariser Abkommen zur CO₂-Reduktion

Neben den vorbehaltslosen Klimaschutzmassnahmen, zu denen sich alle Länder im Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) verpflichtet haben, suchen zahlreiche Länder nach zusätzlichen Klimaschutzfinanzierungen, so auch Thailand. Dort ist es dem Unternehmen Energy Absolute gelungen, ein Elektromobilitätsprogramm auf die Beine zu stellen, das in Asien eine absolute Vorreiterrolle einnimmt. Die finanzielle Tragfähigkeit wird durch das Klimaschutzengagement der Stiftung KliK unter Artikel 6.2 des Pariser Abkommens (PA) sichergestellt.

Energy Absolute Public Company Limited (Energy Absolute) möchte 100 Prozent der bestehenden und zu erweiternden Busflotte von privat betriebenen Buslinien in der Metropolregion Bangkok auf Elektromobilität umrüsten. Durch die Einführung von Elektrofahrzeugen im öffentlichen Verkehr werden die Treibhausgasemissionen und die Luftverschmutzung in dieser Region markant sinken. Im Laufe des Jahres 2023 sollen rund 2’000 Elektrobusse in Betrieb genommen werden. Durch den vertraglich festgelegten Ankauf international transferierter Emissionsminderungen, sogenannter ITMOs (Internationally Transferred Mitigation Outcomes), sichert die Stiftung KliK die Finanzierung und somit die Umsetzung. Dazu autorisierten die Schweiz und Thailand im Februar 2023 das Bangkok-E-Bus-Programm – ein Meilenstein im Bereich des kooperativen Klimaschutzes zwischen zwei Ländern nach dem UNFCCC. Es ist das erste nach PA-Artikel 6.2 autorisierte Programm in Asien und das zweite weltweit.

Dass Thailand zu den Ersten gehört, die die Umsetzung eines Programmes unter Artikel 6.2 autorisiert haben, und mit finanzieller Unterstützung aus dem Ausland seine Treibhausgasemissionen zusätzlich zum eigenen nationalen Klimaziel (Nationally Determined Contribution (NDC)) in grossem Massstab vermindern wird, hat eine lange Vorgeschichte. Dazu gehört, dass im PA ein Paragraf über kooperativen Klimaschutz aufgenommen wurde. Zudem begann die Schweiz schon sehr früh, sich mit der Entwicklung von Pilotprogrammen auf die Umsetzung des Artikels 6.2 vorzubereiten, denn das Inkrafttreten der Regeln zum kooperativen Ansatz war für 2021 geplant. Eine weitere Voraussetzung war, dass am 1. Januar 2022 das revidierte Schweizer CO₂-Gesetz in Kraft trat, das bereits seit 2013 die Mineralölimporteure dazu verpflichtet, einen Teil der Emissionen des Strassenverkehrs zu kompensieren. Damit wurden die Kompensationen im Ausland unter Artikel 6.2 möglich. Als letztes Element der günstigen Entwicklungen schlossen die Schweiz und Thailand im Juni 2022 ein bilaterales Abkommen zum kooperativen Klimaschutz.

Internationale Kooperationen für den Klimaschutz
2015 wurde auf der 21. Konferenz zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) das Übereinkommen von Paris (Paris Agreement, PA) verabschiedet. Dessen Artikel 6 sieht die Schaffung eines regulierten Marktes für Emissionsreduktionen vor, auf dem Länder miteinander handeln können, um Emissionsminderungen zu erreichen, die höchsten Menschenrechts- und Umweltstandards entsprechen. Dies bedeutet, dass ein Land solche Emissionsreduktionen, die es über seine Klimaziele (NDC) hinaus erwirkt, an ein anderes Land verkaufen kann, in dem die Emissionsreduktionskosten deutlich höher sind. Länder mit niedrigeren Kosten können so von den höheren Kosten anderer Länder profitieren, wobei immer auch die Sustainable Development Goals (SDGs) im Fokus der zusätzlich erwirtschafteten Emissionsminderungen stehen.

Bereits ab Oktober 2005 hatte die Stiftung Klimarappen, die «ältere Schwester» der Stiftung Klimaschutz und CO₂-Kompensation KliK, im Rahmen freiwilliger Massnahmen der Schweizer Wirtschaft in inländische und ausländische Klimaschutzprojekte investiert. Die Stiftung KliK, eigens zur Umsetzung der mit dem CO₂-Gesetz eingeführten Kompensationspflicht gegründet, sollte sich um inländische Kompensationsprogramme kümmern. Demgegenüber sollte sich die weiterhin bestehende Stiftung Klimarappen auf die Entwicklung von Klimaschutzprogrammen im Ausland konzentrieren, gestützt auf einen noch auszuhandelnden Nachfolgemechanismus zum Clean Development Mechanism (CDM). Anfang 2017 lancierte die Stiftung Klimarappen eine Ausschreibung für internationale Pilotprogramme, unter anderem, um erste Erfahrungen im Umgang mit dem Artikel-6.2-Mechanismus zu sammeln. Unter den vier zur Weiterbearbeitung ausgewählten Konzeptskizzen war ein Solarenergieprogramm für Thailand. Programmvorschläge für Mexiko, Kolumbien und Peru gelangten ebenfalls in die engere Auswahl. Das in Peru angesiedelte Artikel-6.2-Pilotprogramm Tuki Wasi, für das die Stiftung Klimarappen den weltweit ersten Kaufvertrag für internationale Bescheinigungen einging, befindet sich derzeit in der Umsetzungsphase.

Auf Regierungsebene in Thailand wurde nach dem Einreichen des Solarenergieprogramms vorgeschlagen, im Hinblick auf die Additionalität zum thailändischen NDC vorzugsweise ein Programm aus dem Bereich Elektromobilität zu entwickeln, da ein solches auf nationaler Ebene nicht finanzierbar sei. Eine erste Projektidee zu elektrifizierten Rikschas kam nicht in Schwung. Erst 2019 herrschte aufgrund einer glücklichen Konstellation Aufbruchstimmung: Die damalige Schweizer Botschafterin in Thailand (und heutige Staatssekretärin für Wirtschaft), Helene Budliger Artieda, zeigte besonderes Engagement für den kooperativen Klimaschutz; H. E. Varawut Silpa-archa wurde thailändischer Minister für Umwelt und natürliche Ressourcen; und Somphote Ahunai, CEO bei dem bereits erwähnten Unternehmen Energy Absolute, hatte eine Idee für ein Programm zur Elektrifizierung des privat betriebenen öffentlichen Verkehrs in der Metropolregion Bangkok. Die Gespräche begannen im Frühjahr 2021 und kurz darauf unterzeichneten die beiden Länder eine Absichtserklärung, die als Basis des im Juni 2022 unterzeichneten bilateralen Klimaschutzabkommens der beiden Länder diente. Mit der am gleichen Tag erfolgten Unterzeichnung des Vertrags zwischen der Stiftung KliK und Energy Absolute über den Erwerb von ITMOs nahm das E-Mobilitäts-Programm dann seinen Lauf.

Das Bangkok-E-Bus-Programm entspricht den Kriterien des Schweizer Bundesamtes für Umwelt (BAFU) für die Förderfähigkeit im Ausland ebenso wie den massgeblichen thailändischen Kriterien. Dies ist neben den Vorgaben des betreffenden PA-Artikels die Voraussetzung für eine Autorisierung durch die Schweiz und das Partnerland. Ein wesentlicher Faktor ist, dass der südostasiatische Staat mit der Autorisierung die Additionalität der Klimaschutzmassnahme zu seinem NDC bestätigt und sich zu Anpassungen seines nationalen Emissionsregisters bereit erklärt, zu sogenannten Corresponding Adjustments. Die erzielten Emissionsreduktionen werden somit nicht von Thailand beansprucht; eine Doppelzählung wird ausgeschlossen.

Im Oktober 2022 begann die Umsetzung des Programms. Die Technologie der Busse,die Effizienz des Produktionsprozesses und die nutzerfreundlichen Ladestationen zeugen von höchster Qualität. Die Stiftung KliK plant, Ende 2023 erste ITMOs aus dem Bangkok-E-Bus-Programm zu erwerben.

Bilateraler Handel mit Emissionsreduktionen
Anhand von Emissionsminderungen, die ein Land unter PA-Artikel 6.2 über das eigene Klimaziel hinaus erreicht und die als sogenannte ITMOs (Internationally Transferred Mitigation Outcomes) an ein anderes Land, zum Beispiel an die Schweiz, verkauft werden, kann das Käuferland – in unserem Fall die Schweiz – im Partnerland Investitionen in schwer finanzierbare Projekte stemmen. Gleichzeitig fördert diese Vorgehensweise die nachhaltige Entwicklung und die Klimaschutzmassnahmen insgesamt. Durch den Ankauf von ITMOs trägt die Stiftung KliK dazu bei, dass die Schweiz ihre Klimaziele effektiv und kosteneffizient erreicht.