Artikel-6-Pionier Ghana
Ghana hat sein erstes bilaterales Klimaabkommen unter Artikel 6 des Pariser Übereinkommens im November 2020 mit der Schweiz unterzeichnet. Zwei Jahre später, im Dezember 2022, publizierte das Land ein nationales Klimaschutz-regelwerk und lancierte ein eigens dafür geschaffenes Carbon Market Office (CMO). Zusammen mit dem Ghana Carbon Registry hat Ghana damit ein solides Fundament für die Umsetzung kooperativer Klimaschutzmassnahmen unter dem Pariser Übereinkommen geschaffen. Welche Faktoren haben diese schnelle Einführung begünstigt, und wie geht es mit der Umsetzung voran?
In Ghana wurde der kooperative Ansatz unter Artikel 6 (A6) des Pariser Übereinkommens sehr früh auf höchster politischer Ebene befürwortet. Man wollte den Klimaschutz aktiv vorantreiben, die Kohlenstoffmärkte mitgestalten und für das Land nutzbar machen. Bereits mit dem Memorandum of Understanding (MoU) zwischen der Schweiz und Ghana im Frühjahr 2020 nahm die Stiftung KliK als Käuferin künftiger internationaler Emissionsreduktionszertifikate Kontakt mit Ghana auf. Erste Gespräche mit der Environmental Protection Agency (EPA) des ghanaischen Ministeriums für Umwelt, Wissenschaft, Technologie und Innovation (MESTI) über die Umsetzung von Artikel 6.2 (mit Fokus auf bilateralen Kooperationen zwischen Ländern) und über die Entwicklung von Pilotaktivitäten fanden statt. Kurz darauf führte die Stiftung KliK eine Ausschreibung für Pilotaktivitäten durch.
Um den Umfang, die Teilnahmebedingungen, die Abgrenzung und weitere Fragen zur Umsetzung der Klimaschutzaktivitäten zu klären und die eingereichten Projektideen bewerten und bestätigen zu können, wurde auf Empfehlung der Stiftung KliK ein technischer Fachbeirat eingerichtet. Das ressortübergreifend aus verschiedenen Ministerien besetzte Gremium beriet bei der Entwicklung erster Aktivitäten. Eine der eingereichten Projektideen für ein National Clean Energy Programme (NCEP) stammte vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und wurde von der Stiftung KliK weiterentwickelt. Auf der Grundlage einer Roadmap zur Umsetzung der A6-Klimaschutzaktivitäten hat Ghana sein nationales Klimaschutzregelwerk entwickelt. Die Erfahrungen des technischen Fachbeirats bei der Entwicklung der Pilotaktivitäten dienten dabei als wertvoller Reflexionsrahmen.
Ghanas nationales Regelwerk
Ghanas Regelwerk zur Teilnahme an internationalen Kohlenstoffmärkten regelt unter anderem die Umsetzung der Richtlinien und Regeln, die die Prüfung, Freigabe und Transaktion von Emissionsminderungen bestimmen. Darüber hinaus definiert das Regelwerk die Entscheidungsgremien und listet die von der Regierung für die Kohlenstoffmärkte freigegebenen Projekttypen auf.
Dieses verbindliche Regelwerk ermöglicht es dem Privatsektor, sich das Wissen über die Vorteile von Klimaschutzaktivitäten unter A6 anzueignen, um konkrete Ideen zu entwickeln und einzureichen. Gleichzeitig dient es der Privatwirtschaft als Anreiz, ihre Geschäftsstrategien basierend auf klaren Regeln an den Kohlenstoffmärkten unter A6.2 auszurichten. Durch die Nutzung der Kohlenstoffmärkte und der daraus resultierenden Fördergelder erhalten interessierte Unternehmen Zugang zu zusätzlichen Investitionsmöglichkeiten. Durch Investitionen in sauberere Technologien oder nachhaltige Praktiken verbessern sie ihre Effizienz, profitieren von Kostensenkungen und positionieren sich durch ihr Engagement für ökologische Nachhaltigkeit klimabewusst. Die strengen Compliance-Anforderungen unter dem Pariser Übereinkommen und den bilateralen Klimaabkommen sorgen für Integrität und Glaubwürdigkeit.
Die schnelle Einführung des ghanaischen Regelwerks ist auch für die Stiftung KliK von grosser Bedeutung. Die einzelnen Schritte des Autorisierungsprozesses sind für Entwickler und Betreiber von Klimaschutzaktivitäten klar definiert. Die Verabschiedung des Regelwerks in Ghana hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass das Partnerland die Entscheidungsgremien innerhalb des Autorisierungsprozesses etabliert und organisiert. Diese Gremien begleiten jede einzelne Klimaschutzaktivität von der Einreichung einer Idee über die Autorisierung der Aktivität bis zur Abwicklung des ITMO-Transfers. Das CMO vermittelt zwischen allen Beteiligten und steht im engen Austausch mit dem schweizerischen Bundesamt für Umwelt (BAFU), um die Klimaschutzaktivitäten zu koordinieren. Unterschiede zum Autorisierungsprozess in der Schweiz können so auf Prozessebene synchronisiert werden.
Die Umsetzungsphase der A6.2-Klimaschutzaktivitäten
Neben dem National Clean Energy Programme (NCEP) sind nach der Ausschreibung für Klimaschutzpilotprojekte in Ghana weitere Vorschläge bei der Stiftung KliK eingegangen. Verschiedene Werbemassnahmen und die Anstellung eines General Managers vor Ort führten zu zahlreichen weiteren Einreichungen von sogenannten Mitigation Activity Idea Notes (MAINs). Vielversprechende Projekte werden zur Weiterentwicklung empfohlen. Im KliK-Portfolio befinden sich unter anderem Vorschläge zu Aktivitäten in den Bereichen Green Cooling,
E-Mobilität und nachhaltige Kochherde. Die Klimaschutzaktivität "Transformative Cookstove Activity in Rural Ghana" wurde Ende Januar 2024 von Ghana und der Schweiz autorisiert. Die Umsetzung hat bereits begonnen. Die daraus resul-tierenden ITMOs werden von der Stiftung KliK bis Ende 2030 gekauft, um die Tragfähigkeit der Aktivität zu gewährleisten.
Gleichzeitig ist die Stiftung KliK weiterhin an Vorschlägen aus den unterschiedlichsten Bereichen interessiert, mit denen Klimaschutzaktivitäten zusätzlich zu dem von Ghana festgelegten nationalen Klimaziel (Nationally Determined Contribution, NDC) umgesetzt werden können. Diese müssen Emissionsminderungen von mindestens 250’000 Tonnen CO₂-Äquivalent für den Zeitraum bis Ende 2030 bewirken.